Unsere Therapieangebote

Unsere Therapieangebote

Realistisches Ziel der Therapie ist die Reduktion des Leidensdruckes verbunden mit einer beruflichen und/oder sozialen Wiedereingliederung. Der Tinnitus soll zunehmend für Sie in den Hintergrund der Wahrnehmung treten. Eine wirksame Arzneimitteltherapie des chronischen Tinnitus steht nicht zur Verfügung.

Therapie-Schwerpunkte der Rehabilitation bei chronischem Tinnitus

Die Therapie des chronischen Tinnitus basiert auf dem Tinnitus Modell von Hazell und Jastreboff, welches davon ausgeht, dass es sich beim Symptom chronischer Tinnitus um eine Wahrnehmungs- und Verarbeitungsstörung des Gehirns handelt. Basierend auf diesem Modell konzipierte die ADANO (Arbeitsgemeinschaft deutschsprachiger Audiologen und Neurootologen) das Konzept  einer ganzheitlichen Tinnitus - Retraining - Therapie, welches sich auch in den Therapie Leitlinien der HNO-Fachgesellschaft zur Behandlung des chronischen Tinnitus 2010 wiederfindet. Die wesentlichen inhaltlichen Schwerpunkte sind:

  • medizinische Information und Beratung
  • gegebenenfalls Ergänzung notwendiger medizinischer Diagnostik
  • psychologische Diagnostik
  • medizinische / ggf. medikamentöse Therapie von Folgeerkrankungen
  • psychologische und psychotherapeutische Behandlung
  • Erlernen von Entspannungsverfahren
  • Austausch von Erfahrungen mit Gleichbetroffenen, um eigene Erfahrungen und Lösungsansätze mit denen anderer zu vergleichen
  • Wahrnehmungstraining, ggf. therapeutisches Trampolintraining
  • Beratung und Verordnung technischer Hilfsmittel durch Hörgeräte-Akustiker

                - Hörgerät bei allen Formen der Schwerhörigkeit

                - in Ausnahmefällen Rauschgenerator

  • Bewegungstherapie, Krankengymnastik, Gleichgewichtstraining
  • sozialmedizinische Beratung

Leider hat sich bei vielen Tinnitus-Patienten durch unrealistische Therapieerwartungen und Therapieversprechungen eine starke Zentrierung aller Bemühungen auf eine Heilung vom „Symptom Tinnitus“ entwickelt.  Durch diese Fokussierung auf das Symptom  wird aber die subjektive Wahrnehmung des Tinnitus und damit das Leidens  des Betroffenen  häufig deutlich potenziert. Wir sprechen von einer „abwärts gerichteten Tinnitusspirale“. Dieser versuchen wir durch eine realistische Therapieerwartung sowie ein zu Beginn gemeinsam vereinbartes Therapieziel für die Rehabilitation zu begegnen. Während des Aufenthaltes bilden ausführliche Informationen über das Symptom Tinnitus, deren Ursachen, Auswirkungen und die Möglichkeiten der u. a. Therapien ein wichtiges Modul einer ganzheitlichen Tinnitus-Behandlung. Dabei erhält der Betroffene unmittelbar nach der Anmeldung bereits umfassende Informationen über das Therapieangebot und das zu erwartende Therapieziel. Zusätzlich klären wir in einem Gespräch mit dem Haus- oder HNO-Arzt die bisher erfolgte Diagnostik ab und regen ggf. zusätzliche Maßnahmen an. Die Befunde werden dem Patienten vom Arzt meist zur Rehabilitation mitgegeben. Zusätzlich erhält der Patient zu diesem Zeitpunkt bereits den  Tinnitus Fragebogen von Göbel und Hiller zugesandt, damit eine erste Einschätzung der Belastung sowie ein Ausgangswert für die spätere Therapiebegutachtung und Qualitätssicherung erfolgen können. Zudem verweisen wir auf Kontakte zur Tinnitus Liga sowie Patienten-geeignete Literatur zum Thema Tinnitus.

Da die Belastungen der Patienten und die Ursachen für das Leiden unter dem Tinnitus teilweise subjektiv oder auch objektiv sehr unterschiedlich sein können, nehmen wir bereits bei der Anmeldung der Patienten durch Übersendung der Kostenübernahme durch den Kostenträger eine erste orientierende Schwerpunktbildung vor. So erhalten die Patienten mit den ersten Informationen zur Klinik und dem Therapiekonzept der Abteilung einen Fragebogen, bei dem sie verschiedene Therapie-Schwerpunkte für ihre Rehabilitation auswählen können. Im Einzelnen sind dies:

  • Tinnitus und Schwerhörigkeit
  • Tinnitus und (Hals)wirbelsäule
  • Tinnitus und Hyperakusis
  • Tinnitus und Stress
  • Tinnitus und Schlafstörungen

Diese Schwerpunkt-Rehabilitationen sind vorab für das ganze Jahr terminlich geplant, so dass der Patient seine Rehabilitation zum Zeitpunkt einer solchen Schwerpunkt-Rehabilitation beginnt. Die Vorteile liegen auf der Hand:

  • inhaltlich homogenere Gruppen
  • spezifisch auf den Schwerpunkt abgestimmtes Informations- und Therapiekonzept
  • ergänzende Therapien können auf den Schwerpunkt abgestimmt werden

So werden z. B. alle Patienten der Schwerpunkt-Rehabilitation Tinnitus und (Hals)wirbelsäule initial fachärztlich orthopädisch untersucht, nehmen an einer spezifischen Krankengymnastik-Kleingruppe „HWS & Tinnitus“ teil,  erhalten aufgrund des fachärztlichen aktuellen Untersuchungsbefundes ggf. eine krankengymnastische Einzeltherapie und Einzeltherapien in der Physikalischen Therapie (z. B. Massagen). Bei der Schwerpunkt-Rehabilitation „Tinnitus und Stress“ stehen Inhalte des Stressmanagements sowie das Erlernen unterschiedlicher Entspannungstechniken im Mittelpunkt (QiGong, PME). Die Indikationen und Inhalte der Schwerpunkt-Rehabilitationen werden den Patienten im ersten Anschreiben der Klinik vorgestellt. Der Patient teilt der Klinik dann seinen Wunsch und ggf. terminliche Präferenzen mit, unter deren Berücksichtigung dann die Festlegung des Aufnahmetages erfolgt und dem Patienten kommuniziert wird. Wählt der Patient keinen besonderen Schwerpunkt, sondern möchte mehrere Belastungsfaktoren gleichgewichtig behandelt wissen, kann er eine Rehabilitation mit den Schwerpunkten „Tinnitus“ oder „Schwerhörigkeit“ wählen. Hier werden die zentralen Informationen und Therapieinhalte zu diesen beiden Themenkomplexen im Mittelpunkt der Behandlung stehen.

Besonderen Wert bei unserer Tinnitus Behandlung legen wir neben einer umfassenden Aufklärung dabei auf den Zusammenhang zwischen seelischen und körperlichen Veränderungen. Bei vielen Betroffenen müssen Ängste in Zusammenhang mit dem Tinnitus abgebaut werden. Unter der Vorstellung einer „Durchblutungsstörung im Gehirn“ befürchten viele, der Tinnitus sei Vorbote eines Schlaganfalls, andere befürchten eine zunehmende Verschlechterung des Hörens durch den Tinnitus bis hin zur Ertaubung. Ausgeprägte depressive Entwicklungen können die Folgen eines chronischen Tinnitus darstellen. Eine umfassende Therapie der u. g. Begleit- und Folgesymptome ist daher sowohl medizinisch wie psychologisch erforderlich. Aus diesem Verständnis werden körperbezogene Anwendungen und psychotherapeutische Verfahren sinnvoll miteinander verknüpft. Jeder Patient hat einen für ihn verantwortlichen ärztlichen und psychologischen Bezugstherapeuten.

Ein weiterer wichtiger Baustein im Rahmen der oftmals anzustrebenden Stressbewältigung ist das Erlernen und die Anwendung von Entspannungsverfahren. Die angebotenen Verfahren (Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen, QiGong, Atem- und Biofeedback) dienen neben der Verbesserung der Entspannungsfähigkeit auch der Stärkung des vegetativen Nervensystems.